Die Gesellschaft altert – dieser Umstand macht auch vor Menschen mit Behinderung nicht halt. Auch sie altern und müssen zu gegebener Zeit in Rente gehen. Bisher war dies eher selten der Fall, da durch die NS-Euthanasie eine Generation von Menschen mit Behinderung nahezu ausgelöscht wurde. Die Nachkriegsgeneration erreicht nun das Rentenalter und so wird der Übergang von der Arbeit in den Ruhestand in den kommenden Jahren auch für MmB zur Routine. MmB haben oft kaum eine Vorstellung davon, was es heißt, Rentner zu sein und Zeit für sich zu haben. Bei den meisten herrschen diesbezüglich eher Ungewissheit und Angst. Bisher scheiden die Werkstattmitarbeiter relativ unvorbereitet und abrupt aus dem Arbeitsleben und sehen sich plötzlich mit einer Menge Freizeit und Freiheit konfrontiert, mit der sie zumeist nicht umzugehen wissen. Lebensmittelpunkt ist für viele die Arbeit – hier gibt es eine sinnvolle Aufgabe, hier haben sie Kollegen, hier werden sie gebraucht, versorgt und fühlen sich wohl.
Nach einem meist sehr institutionalisiertem Leben voll gutgemeinter Fürsorge und Tagesstruktur sollen die kommenden Senioren nun Fähigkeiten zur selbstständigen Freizeitnutzung und Lebensbewältigung im Ruhestand bereithalten. Dabei wird es ihnen nicht an Tagesstruktur fehlen, den TN fehlt es häufig auch an familiärem und sozialem Rückhalt. So besteht, auch wenn dies nicht pauschalisiert erwartet werden darf, die Gefahr der Isolation, der Verwahrlosung und des Alkoholmissbrauchs. Wir denken, dass weder die WMA, die Werkstätten, die Wohnheime, noch die, so noch lebend, hochbetagten Eltern und Angehörigen der heutigen Seniorengeneration mit Behinderung derzeit ausreichend auf das Thema Ruhestand vorbereitet sind. Daher ist das übergeordnete Ziel, dass der einzelne TN den Übergang in den Ruhestand schonend und gut vorbereitet erlebt. Es gilt Möglichkeiten zu erarbeiten, diese dritte Lebensphase so selbstbestimmt wie möglich zu gestalten.
In der in Vollzeit angebotenen Übergangsgruppe PAULA sollen sowohl ältere WMA als auch bereits berentete MmB über die Nutzung unserer Module auf den Ruhestand vorbereitet werden. Wir kommunizieren dabei in Leichter Sprache. Die Module sind 1. Arbeit und kreatives Handwerk: langsames Ausschleichen des Arbeitsprozesses und Ansteigen von arbeitsbegleitenden Angeboten. 2. Bildung und Biographiearbeit: Vorbereitung auf altersspezifische Veränderungen, körperlich und seelisch (auch Abschied und Trauer). 3. Bewegung und Entspannung nach KompAs (Uni Dortmund). 4. Nutzung öffentlicher Freizeitmöglichkeiten.
Kontakt:
Diakonische Leipziger gGmbH – Diakonie am Thonberg
Frau Leese
leese.kristin@dat-leipzig.de