In einem Kooperationsprojekt (Duale Hochschule Baden-Württemberg und Demenz Support Stuttgart gGbmH) wurden 2012 die Ergebnisse einer internationalen Literaturauswertung zum Thema „Menschen mit geistiger Behinderung und Demenz“ publiziert. Epidemiologische Studien belegen, dass besonders Menschen mit Down-Syndrom ein hohes Demenzrisiko tragen. Im 5. Lebensjahrzehnt ist fast die Hälfte von einer Demenzerkrankung betroffen. Zusätzlich treten sogenannte herausfordernde Verhaltensweisen auf, die das Zusammenleben erheblich belasten. Für Mitbewohner/-innen und Betreuungskräfte im ambulanten oder stationär betreuten Wohnumfeld stellt dies häufig eine hohe Belastungsprobe dar. Internationale Studien belegen auch, dass eine anhaltende Belastungssituation eine Verlegung der betroffenen Person in eine andere Wohn- oder Betreuungsform beschleunigt. Dieses bedeutet jedoch den Verlust aller bislang gewachsenen Beziehungen und Kontakte, die sich im Zusammenleben entwickelt haben.
Die „Milieutherapie“ fokussiert sich darauf, durch bauliche, organisatorische und soziale Anpassungen die demenzbedingten Beeinträchtigung zu kompensieren. Eine Stabilisierung des Zusammenlebens kann also nur über „milieutherapeutische“ Maßnahmen erreicht werden. Hierbei erfährt das soziale Milieu besondere Beachtung. Ein erfolgreicher Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen setzt ein Verständnis für die Beweggründe der betroffenen Person voraus. Wenn Mitbewohner/-innen ein Wissen über Demenz erwerben und Wirkungszusammenhänge erkennen, die zu herausfordernden Verhaltensweisen führen, dann können sie auf ein erweitertes Reaktions- und Handlungsrepertoire zugreifen und Konflikte bzw. Missverständnisse vermeiden bzw. reduzieren. Dadurch kann eine Kontinuität im Zusammenleben ermöglicht werden, die für Menschen mit Demenz Halt und Sicherheit bedeuten.
Diese Hintergrundwissen wird in Form einer Broschüre vermittelt, die in ihrer Ursprungsform von Down Syndrome Scotland entwickelt wurde.
Die Broschüre „What is dementia?“ wurde in Wohngruppen für Menschen mit Lernschwierigkeiten eingesetzt, um das Zusammenleben zwischen Bewohner/-innen mit und ohne Demenz zu erleichtern und wurde im Zuge der Literaturrecherche entdeckt. Eine Übersetzung in Leichte Sprache und eine Anpassung für den deutschen Kulturraum erfolgte durch die Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Broschüre „Was ist eine Demenz?“ kann kostenfrei über die Homepage des Ministeriums bezogen werden.
Nach der ersten Auflage (5.000 Exemplare), deren Verteilung über den Kooperationspartner Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart erfolgte, war die Nachfrage so groß, dass ein Nachdruck (10.000 Exemplare) beantragt wurde. Die Broschüre erfährt eine große Resonanz in der Praxis und wird anhaltend nachgefragt.
Kontakt:
Demenz Support Stuttgart gGmbH
Christina Kuhn
c.kuhn@demenz-support.de