piksl


PIKSL

PIKSL: Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben
Die Idee zu PIKSL wurde 2010 von der „In der Gemeinde leben gGmbH“ (IGL) in Düsseldorf geboren. In der Startphase des Projekts haben wir den Status Quo von Technik und Wissen rund um digitale Kommunikation für Menschen mit geistigen Behinderungen dokumentiert und ausgewertet. Das Ergebnis: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Einrichtung, die das Bedürfnis von Menschen mit geistigen Behinderungen nach Information und Nachrichten in einfacher Sprache und nach einem barrierefreien Zugang in die digital vernetzte Welt deckt.
Mit PIKSL wollen wir Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen, die in ihren eigenen Wohnungen oder in Wohngemeinschaften leben, ein „System“ zur Seite stellen, das die Interaktion und Kommunikation – sowohl untereinander, als auch mit dem Dienst und mit der Welt – zulässt. Und damit mehr Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben schafft.
Die Lösungen für eine entsprechend angepasste Kommunikationsplattform erarbeiten wir gemeinsam: Menschen mit geistigen Behinderungen sind als Entwickler und als Referenzgruppe zusammen mit den Experten aus Forschung und Wissenschaft im Projektteam. Auf diese Weise werden sowohl die Bedürfnisse als auch die Ergebnisse jeder Projektphase von der Zielgruppe überprüft und beurteilt.
Wie kann dieses „System“ aussehen?
Die modernen Kommunikationstechniken machen es möglich, dass Menschen unabhängig von räumlichen Entfernungen miteinander in Kontakt treten, sich informieren, sich austauschen können – kurz: sich „vernetzen“. Wir wollen Wege finden, die Kommunikation von Menschen mit und ohne geistigen Behinderungen auch miteinander, zum ABW und zur Umwelt zu fördern. Dabei sollen analoge und digitale Komponenten im ausgewogenen Verhältnis eine Rolle spielen.
Das Projekt umfasst drei Themenschwerpunkte:
1. PIKSL analog: Die Einrichtung eines Kommunikationsortes
Wir wollen in Düsseldorf einen Begegnungsraum einrichten, der als Treffpunkt und als Ort der Kommunikation dient. Der Ort ist gleichzeitig auch ein „Labor“ im besten Sinne: Klienten und Mitarbeitende treffen hier, als Experten für einfache und zweckmäßige Strukturen im täglichen Leben, auf Menschen aus Forschung und Entwicklung. Gemeinsam können sie ihre Anforderungen an digitale Kommunikationswege formulieren, umsetzen und ausprobieren. Der physische Kommunikationsort kommt nicht nur dem Wunsch nach, dass sich fast 40 Prozent (Quelle: Studie „Zukunft des Wohnens“ von Monika Seifert) der Männer und Frauen, die Wohnangebote der Behindertenhilfe in Anspruch nehmen, eine Stätte wünschen, in der sie sich treffen oder gemeinsam etwas unternehmen können, sondern soll auch dem allgemeinen Trend zur „digitalen“ Vereinsamung entgenwirken. Kurzum soll der Treffpunkt ein attraktiver Ort sein, um sich zu sehen und miteinander in Kontakt zu treten.
2. PIKSL digital: Digitale Kommunikationsschnittstelle
PIKSL will herausfinden, wie eine barrierefreie Kommunikationsplattform technisch und in der Anwendung aussehen muss, um Menschen mit geistigen Behinderungen in ihren Anforderungen an die Kommunikation gerecht zu werden. Unsere Klienten und Mitarbeiter, selbst Experten für einfache Funktionalität, wollen mit Experten der Informationstechnologie, Sozialwissenschaft und Behindertenunterstützung gemeinsam forschen und entwickeln. Dabei kann – die konkreten Vorstellungen Christoph Wiches aufgreifend – z. B. ein portables Gerät entwickelt werden, optisch ähnlich einem kleinen PC oder einem TouchPad. Um effizient und zeitnah das System zu entwickeln, wollen wir das „Rad nicht neu erfinden“, sondern uns vorhandene technischen Möglichkeiten zunutze machen. Und auf diesem Weg auch Kosten sparen.
3. PIKSL AAL: Der Einsatz von technischen Assistenzsystemen im Wohnumfeld
Ein weiteres Ziel von PIKSL ist es, »intelligente« lebensunterstützende Assistenzsysteme, so genannte Ambient Assisted Living Systeme (AAL-Systeme), für das ambulant betreute Wohnen einzusetzen – z. B. elektronisch gesteuerte Erinnerungsfunktionen, automatisierte Hilfen in Badezimmern, ein Housekeeping-System, das die Hauselektronik beim Verlassen der Wohnung deaktiviert. So kann die persönliche Freiheit und Autonomie über die Förderung und Unterstützung der Selbständigkeit erhalten, vergrößert und verlängert werden.
PIKSL ist keine Insellösung: Es kann über offene Schnittstellen mit bestehender Hardware erweitert werden, um beispielsweise für mehr Sicherheit im Wohnumfeld der Klienten zu sorgen.
Mit einem Workshop hat die IGL das Projekt PIKSL im Februar 2010 angestoßen und ein interdisziplinäres Team um einen Tisch versammelt: Klienten und Mitarbeiter der IGL, Experten aus der technischen Forschung, Sachverständige aus dem Sozialwesen und Wissenschaftler der Medieninformatik. Vorträge und Austausch u.a. zu den Themen „barriefreies Internet“, “Barrierefreiheit im öffentlichen Raum“ sowie zu Möglichkeiten der Mikrosystemtechnik im Wohnumfeld haben allen Beteiligten Fachwissen und Perspektiven erschlossen. Da die Einbindung von PIKSL in das Lebensumfeld von Menschen mit geistigen Behinderungen auf hohes Interesse stieß, wird dieser Zusammenschluss von Experten das Projekt PIKSL zukünftig fachlich begleiten und in der Entwicklung unterstützen.

Kontakt:
In der Gemeinde leben gGmbH
Tobias Marczinzik
tobias.marczinzik@igl-duesseldorf.de