InklusivInterview – Berliner Gespräche
In der Thikwa-Werkstatt für Theater und Kunst bzw. bei Theater Thikwa machen Menschen mit Handicap Kunst und gestalten die Kulturszene aktiv mit. 2011 feierten die Pioniere der Inklusion ihr 20-jähriges Jubiläum. Das Thikwa-Prinzip ist, dass alle künstlerischen Projekte – wie z.B. Theaterinszenierungen und Ausstellungen – grundsätzlich gemeinsam mit Künstlern ohne Handicap erarbeitet werden. Thikwa verfolgt kontinuierlich die Entwicklung gesellschaftlicher und ästhetischer Fragestellungen. Der gemeinnützige Theater Thikwa e.V. und die Nordberliner Werkgemeinschaft gGmbH betreiben in der Fidicinstraße 3 eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, die sich als darstellende und bildende Künstler professionalisieren. Seit 2006 bespielen Theater Thikwa und das English Theatre Berlin gemeinsam das F40 – die erste vollständig barrierefreie Spielstätte Berlins.
Inklusiv geprägt ist von Anfang an auch das Interview-Projekt. Die ersten InklusivInterviews wurden mit den behindertenpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der fünf Fraktionen im Deutschen Bundestag sowie dem Beauftragten der Bundesregierung für Menschen mit Behinderung geführt. 2012/13 folgen weitere InklusivInterviews mit wichtigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport. Die Interviewer-Tandems bestehen jeweils aus einem Reporter mit und einem ohne Behinderung. Drei neue Schauspielerinnen und Schauspieler des Theater Thikwa verstärken seit Ende 2011 das Interviewerteam: Neben Peter Pankow, Jonny Chambilla und Nico Altmann sind nun Martina Nitz, Deniz Kurtulan und Torsten Holzapfel mit dabei. Zur Interview-Vorbereitung des festen Kreises von Interview-Experten kommen regelmäßig weitere interessierte Werkstatt-Beschäftigte, die bei der Fragenentwicklung mitarbeiten. Die Gespräche werden immer in der ganzen Gruppe in mehreren aufeinander aufbauenden Sitzungen vorbereitet. Zunächst werden Informationen aus dem Internet und anderen Quellen beschafft, dann die Fragen überlegt.
Auf den beiden Bühnen der eigenen Spielstätte bewegen sich die Thikwa-Künstler in der Öffentlichkeit, sind es gewohnt im Rampenlicht zu stehen – das hilft gegen das Lampenfieber bei den InklusivInterviews. Die Begegnungen auch mit wichtigen Persönlichkeiten der Gesellschaft ermöglichen interessante Ein- und Ausblicke, Resonanz und Reflexion auf Seiten der Werkstatt-Beschäftigten, lassen neue Fragen entstehen zur eigenen künstlerischen und sozialen Situation: Diese reichen von gesellschaftlicher Wertschätzung und Teilhabe über die Bezahlung der Werkstatt-Arbeit bis zu den Themen inklusive Schule oder Sexualität. Die InklusivInterviews sind bestens geeignet, um diese allgemein relevanten Fragen den Verantwortlichen und Entscheidern in Politik und anderen gesellschaftlichen Bereichen stellen zu können. Darüber hinaus bieten die InklusivInterviews auch die Gelegenheit, Kontakt aufzunehmen, sich kennen zu lernen, dem prominenten Gegenüber auch persönlichere Fragen zu stellen. Peer Brocke und Kerstin Heidecke von der Bundesvereinigung Lebenshilfe haben die inklusive Interviewidee mitentwickelt und setzen sie gemeinsam mit Thikwa um. Mit der Lebenshilfe-Zeitung steht ein weit verbreitetes und viel beachtetes Medium zur Verfügung, das vier Mal im Jahr bundesweit erscheint und die Interviews ganzseitig in einer Auflage von mehr als 120.000 Exemplaren veröffentlicht.
Kontakt:
Theater Thikwa e.V.
Herbert Jordan
herbert.jordan@thikwa.de